Laut der aktuell veröffentlichten Jahresstatistik des Deutschen Patent- und Markenamts (DPMA) haben Unternehmen aus Deutschland 2024 deutlich mehr Erfindungen angemeldet als im Vorjahr. Die Zahl der Patentanmeldungen aus dem Inland lag bei 40.064 und damit 4,0 Prozent höher als 2023. Aus dem Ausland gingen 19.196 Anmeldungen ein (- 4,8 %). Insgesamt wurden 59.260 Erfindungen zum Patent angemeldet – ein leichtes Plus von 1,0 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Steigende Anmeldezahlen verzeichnete das DPMA auch im Marken- und Designbereich. 80.365 nationale und internationale Marken wurden im vergangenen Jahr neu angemeldet. Das sind 2,1 Prozent mehr als 2023. Die Designanmeldungen legten mit insgesamt 3.951 noch stärker zu (+ 4,7 %). Mit einer Designanmeldung können bis zu 100 Einzeldesigns eingereicht werden. Auch die Zahl der Designs nahm mit 29.962 gegenüber dem Vorjahr zu (+ 2,4). Damit kann für Designs nach anhaltenden Rückgängen nun von einer Trendwende ausgegangen werden. Eine leicht rückläufige Entwicklung verzeichnete dagegen der Gebrauchsmusterbereich: 9.577 Anmeldungen gingen beim DPMA ein (- 1,3%). Wie Patente schützen Gebrauchsmuster technische Erfindungen. Im Gegensatz zum Patent werden diese allerdings vor der Eintragung nicht auf Neuheit und erfinderische Tätigkeit geprüft.
„Es ist ein gutes Zeichen, dass deutsche Unternehmen trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage stark in Forschung und Entwicklung investieren und auf den Schutz ihrer Innovationen setzen“, sagte DPMA-Präsidentin Eva Schewior. „Gewerbliche Schutzrechte haben für unsere Gesellschaft eine herausragende Bedeutung. Sie sind ein wesentlicher Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und fördern so Wachstum und gesellschaftlichen Wohlstand. Das Patentsystem regt zudem Innovationen an und hilft damit beim Bewältigen gesellschaftlicher Herausforderungen.“
Autobranche: Elektromobilität und Infotainment statt Verbrennungsmotor
Im Patentbereich setzten sich Trends fort: Die dominierende Branche ist nach wie vor die Automobilindustrie. Unter den Top-10 der anmeldestärksten Unternehmen fanden sich auch im vergangenen Jahr ausschließlich Automobilhersteller und Zulieferer – dieselben zehn wie 2023 in leicht veränderter Rangfolge. Die Top-10, die zusammen fast 30 Prozent aller Patentanmeldungen einreichten, konnten insgesamt die Zahl ihrer Anmeldungen im Vergleich zum Vorjahr zudem überdurchschnittlich steigern. Auf Rang 1 liegt die Robert Bosch GmbH mit 4.496 Anmeldungen. Darauf folgen die Bayerische Motoren Werke AG (2.297) und die Mercedes-Benz Group AG (2.138) auf den Plätzen 2 und 3.
Das mit Abstand anmeldestärkste Technologiefeld beim DPMA bleibt mit dem „Transport“ folgerichtig ein Bereich, in dem die Automobilindustrie die dominierende Anmelderschaft ist: 11.153 Anmeldungen gingen dort ein – ein Plus von 4,8 Prozent gegenüber 2023.
Treibende Innovationsbereiche beim „Transport“ sind der Trend zum Infotainment im Fahrzeug und die Elektromobilität. Die internationale Patent-Klasse B60K, in der unter anderem Instrumente und Armaturen im Auto erfasst werden, legte um 33,4 Prozent zu. Entwickelt werden zum Beispiel neuartige Displays und Möglichkeiten, Instrumente in der Fahrerkabine über die Sprache und über Gesten zu steuern. Stark steigend ist auch die Zahl der Anmeldungen zur Elektromobilität. Die Technikklasse für Antriebe von Elektroautos (B60L) legte um 14,4 Prozent zu.
Elementar für die Elektromobilität ist die Batterietechnik. Die für Batterien und Brennstoffzellen vorgesehene Klasse H01M gehört zum Technologiefeld „Elektrische Maschinen und Geräte, elektrische Energie“ und ist mit 2.627 Anmeldungen (+ 3,4%) abermals die stärkste Technikklasse beim DPMA. Auch hier sind Hersteller und Zulieferer aus der Automobilindustrie die aktivsten Anmelder. Die Zahlen lassen indes darauf schließen, dass sich die Branche aus der Innovationstätigkeit für Verbrennungsmotoren zunehmend zurückzieht: Im Technologiefeld „Motoren, Pumpen, Turbinen“ wurden nur noch 1.706 Erfindungen zum Patent angemeldet. Das sind 5,4 Prozent weniger als im Jahr 2023 und nur gut ein Drittel der Anmeldungen, die noch 2016 in dem Technologiefeld eingegangen waren (5.144).
Maschinenbau weiter stärkster Technologiesektor
Die Technologiefelder ordnet die Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO) fünf Technologiesektoren zu. Der anmeldestärkste Sektor beim DPMA war 2024 abermals der „Maschinenbau“ mit 23.765 Anmeldungen, gefolgt von der „Elektrotechnik“ (17.772) und dem Sektor „Instrumente“ (9.162). Darauf folgten die „Chemie“ (4.382) und der Sektor „Sonstige Gebiete“ (3.897), in dem Bauwesen, Möbel und Spiele sowie sonstige Konsumgüter zusammengefasst sind.
Patent-Ranking der Länder
Ein Ranking erstellt das DPMA jedes Jahr auch für die Bundesländer. Baden-Württemberg liegt hier mit 15.494 Patentanmeldungen (+ 5,7%) deutlich auf Rang 1. Den Abstand zum zweitplatzierten Bayern (11.361 Anmeldungen, + 5,0%) vergrößerte das Land sogar noch etwas. Auf Rang 3 liegt abermals Nordrhein-Westfalen mit 5.336 Anmeldungen (- 3,6%). Bezieht man die Anmeldungen auf die jeweilige Bevölkerungszahl, so ergibt sich ein leicht verändertes Ranking. Baden-Württemberg liegt mit 137 Patentanmeldungen pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner weiter vor Bayern (85). Auf Platz 3 folgt dann aber Niedersachsen (38). Das sind auch die Bundesländer, in denen die großen deutschen Automobilhersteller ihren Hauptsitz haben. Bemerkenswert ist der 5. Platz von Thüringen (25), das sich im Ranking vor allen anderen ostdeutschen Bundesländern auf Platz 5 behauptet hat.
Text- und Bildquelle: Deutsches Patent- und Markenamt